Roadtrip – Russland Fernost und Sibirien
Ca 3500km sind wir von Wladiwostok bis zur mongolischen Grenze gefahren. Zeit dafür hatten wir leider nur 10 Tage, was bedeutete, dass wir jeden Tag ordentlich Strecke machen mussten. Hier erzählen wir von den Highlights unseres ersten Russland Roadtrips.
Kaum aus Wladiwostok rausgefahren wird klar, dass wir unsere Räder neu auswuchten lassen müssen. Die vermeintlichen Wunderkügelchen, des dubiosen Reifenmonteurs in Brisbane bringen gar nichts! (Kleiner Tipp am Rande: falls euch irgendwann einmal der Mitarbeiter einer Reifengarage verkaufen will, man brauche keine Gewichte zum Auswuchten, es sei viel besser kleine Kügelchen in den Reifen hineinzugeben, setzt euch so schnell ihr könnt hinters Steuerrad und fahrt wo anders hin!)
In der erstbesten Reifenwerkstatt helfen uns die beiden Mechaniker freundlich und sehr hilfsbereit. Die beiden schütteln den Kopf ab den Kügelchen und meinen, dass sie es nun mit der russischen Variante (Gewichte zum Auswuchten – Hallelujah!) versuchen. Sie machen in der Bruthitze einen super Job und eine Stunde später fahren wir entspannt und ohne Schlagen im Lenkrad auf ausgezeichneten Strassen weiter nach Khabarovsk.
Höhe Khabarovsk lernen wir die sibirischen Mosquitos kennen. Sie werden fortan bis in die Mongolei unsere treuen Begleiter bleiben. Fairerweise müssen wir sagen, dass wir vor der Stechwütigkeit der hiesigen Mücken mehrfach gewarnt wurden. Tatjana erzählte uns, dass die Bewohner von Khabarovsk ihre Sommerferien in Wladiwostok verbringen, um den Mücken zu entfliehen, denn Wladiwostok hat aufgrund seiner Lage am Meer kaum Mücken. Wir verstehen nun nur allzu gut, warum die Sibirier an die Küste flüchten. (Kleine Randnotiz: wusstet ihr das nur weibliche Mücken Blut saugen? Und das auch nur weil sie dann Eier legen können! Typisch. Ansonsten leben Mücken von Nektar. Sauerei das!!)
Wir fahren nun viele Kilometer durch die unendlich wirkende Taiga. Noch nie haben wir so viele Bäume gesehen. Die Distanzen und die endlosen Wälder sind schlichtweg beeindruckend. Dabei dachten wir uns, weite Distanzen nach Australien gewöhnt zu sein!
Langsam pendelt sich der Reisealltag ein. Entweder wir flüchten in ein nettes Stoyanka (russisches Roadhouse), oder wir finden einen netten versteckten Ort in der Taiga und gewöhnen uns an, im Auto von vorne nach hinten zu klettern und von innen unser Hubdach zu öffnen. (Erste und wichtigste Massnahme gegen die Mücken – nicht aus dem Auto raus). Campen geht in Russland unserer Erfahrung nach problemlos. Wir hatten kein einziges Mal Probleme und sind immer gut damit gefahren einen Platz zu wählen, der von der Strasse aus nicht zu sehen war. Was auch sehr hilfreich ist, ist die App iOverlander, in welcher bereits einige Stellplätze eingetragen sind.
Eine willkommene Abwechslung zu den Birkenwäldern war unser Campspot am Lake Arey. Uns persönlich hat es da besser gefallen als am berühmten Baikalsee. Am Morgen wurden wir durch grasende Pferde neben unserem Auto geweckt und lernten kurz darauf Yuri, den Nationalparkwächter kennen. Er erzählte uns von der Legende des Sees und das dem Schlamm des Sees Heilkräfte nachgesagt werden. Dann verriet er uns wo wir eine Trinkwasserquelle fänden und fuhr uns kurzer Hand mit seinem Quad dort hin.
Als nächstes stand Ulan Ude auf dem Programm. Die Stadt war eine nette Überraschung. Die Hauptstrasse hat eine hübsche Fussgängerzone. Es gibt prunkvolle Gebäude und einen grossen Leninkopf zum Bestaunen. Als wir da waren, gabs eine Prozession der Altgläubigen durch die Stadt, die interessant anzuschauen war.
In Ulan Ude organisierten wir unser Visum für die Mongolei. Dies war dank der hilfsbereiten Mitarbeiterin auf dem Konsulat total einfach. Hinfahren, nach dem Expressvisum fragen (man spricht hier sogar Deutsch)! Antrag ausfüllen, 2x 90 Dollar bezahlen und mit dem Visum im Pass davon spazieren. Das Ganze dauerte keine zwei Stunden.
Wenn wir schon in der Nähe waren, wollten wir natürlich den berühmten Baikalsee sehen. Wir folgten dem Tipp eines Einheimischen und campten am südöstlichen Seeufer. Wir fanden die Grösse des Sees sehr beeindrucken. Lauschig zum campen, war es allerdings nicht. Russische Familien und Wochenendausflügler zelteten und campierten einer neben dem anderen. Wir hatten sehr nette Nachbarn, aber idyllisch war es halt nicht. Gut möglich, dass es unter der Woche aber ganz anders aussieht.
Vom Baikalsee fuhren wir auf direktem Weg in Richtung Mongolei. Schon auf dem Weg von Ulan Ude an die Grenze änderte sich die Landschaft langsam von dichten Wäldern hin zu den Hügeln und Grasslandschaften, die man typischerweise auf Fotos von der Mongolei sieht. An unserem letzten Übernachtungsplatz in Russland trafen wir auf andere Reisende. Das deutsche Pärchen Yasmin und Beni kam mit ihrem Landcruiser gerade aus der Mongolei. Wir verbrachten einen lustigen Abend und erfragten uns noch ein paar Reisetipps und Infos zum Grenzübertritt von den beiden.